Bei der industriellen Produktion von Fahrzeugreifen greifen viele Prozesse mit unterschiedlichen Taktfrequenzen ineinander, die durch eine effiziente Intralogistik ausgeglichen werden können. Eine weitere Herausforderung besteht in sinkenden Losgrößen in Folge der zunehmenden Individualisierung bei der Reifenwahl im Neuwagengeschäft. Durch die Vielzahl der Varianten steigt nicht zuletzt auch der Platzbedarf. Für dieses Dilemma wurden automatisierte Lagerlösungen entwickelt, die auch nachträglich in bestehende Produktionsanlagen integriert werden können.
Während der eigentliche Herstellungsprozess zwischen Materialbeschaffung, Reifenbau und Vulkanisation weitgehend ausgereizt ist, liegt in der Automatisierung der Intralogistik entlang der Produktionslinie noch ein großes Einsparpotenzial. Im Vergleich zu manuellen Prozessen führt die Automatisierung zu einer garantierten und hohen Prozessqualität, während der Personalaufwand sinkt. Ein weiterer Vorteil ergibt sich durch freiwerdende Flächen, die zum Beispiel für zusätzliche Produktionskapazität genutzt werden können. Nicht zuletzt sorgen automatisierte Prozesse für ein Höchstmaß an Transparenz und Datensicherheit.
Das Lösungs-Spektrum reicht von automatischen Regalsystemen für Mischungspaletten, kundenspezifische Transportgestelle oder Reifenrohlinge bis hin zu kompletten Warenausgangslagern in Silobauweise. Über die Auswahl der passenden Komponenten entscheiden in der Regel die gewünschte Dynamik sowie Anzahl und Typ der verwendeten logistischen Einheiten.
Lagern von Reifenrohlingen
Das Puffern einzelner Reifenrohlinge ist in der Reifenproduktion ein wichtiger und relevanter Prozessschritt. Um die Heizpressen bestmöglich auszulasten und zeitlich von den vorgelagerten Reifenbaumaschinen zu entkoppeln, werden definierte Losgrößen der Rohlinge gefertigt und zwischengelagert. Hierdurch können zudem die Umrüstvorgänge an den Reifenbaumaschinen reduziert werden, was unmittelbar zu einer gesteigerten Produktionsmenge führt. Für diesen Prozessschritt können kompakte automatische Hochregallager eingesetzt werden, die sich durch geringen Raumbedarf und den direkten Zugriff auf einzelne Reifenrohlinge auszeichnen. Die Lastaufnahmemittel der Regalbediengeräte sind für Reifenrohlinge optimiert und kommen ohne Paletten oder andere Ladungsträger aus (zum Beispiel bei Kardex Mlog). Die Rohlinge werden schonend im jeweiligen Regalfach abgelegt und registriert. Der gesamte Prozess benötigt nur wenige Handhabungsschritte, was zu einer hohen Lagerleistung führt.
Lagern von Reifen im Warenausgang
Die Lagerung großer Produktionsvolumen im Warenausgang ist auch in der Reifen-Branche in der Regel geprägt von einem hohen manuellen Aufwand und erheblichen Flächenbedarf. Angesichts steigender Personalkosten und stetig wachsender Produktionsmengen empfiehlt sich in vielen Fällen der Wechsel zu einer automatisierten Lösung. Ein Hochregallager ermöglicht, dass große Losgrößen fertiger Reifen im Warenausgangsbereich den Abnehmern der Automobilindustrie zur Verfügung gestellt werden können. Hier sind automatisierte Lösungen gefordert, die eine möglichst hohe Lagerkapazität bei geringem Flächenbedarf bieten. In Silo-Hochregallagern können große Produktionschargen auf kundenindividuellen Ladungsträgern kompakt lagern. Regalbediengeräte ermöglichen eine 2-fachtiefe Lagerung und Höhen von bis zu 45 Metern.
Kompaktes Ein- und Auslagern kleiner Losgrößen
Eine weitere Anforderung an die Intralogistik im Warenausgang betrifft das Handling kleiner Losgrößen, die durch die zunehmende Individualisierung im PKW-Neugeschäft entstehen. Klassische Hochregallösungen mit großen Ladungsträgern für möglichst viele einheitliche Reifen sind hier zu unflexibel. Gefordert sind kompakte und hochdynamische Pufferlager, in denen Reifen in kleinsten Stückzahlen abgelegt und bei Bedarf schnell wieder abgerufen werden können. Als Lösung kommen vertikale Lagerliftsysteme infrage, bei denen die Reifen auf Tablaren gelagert werden. Vertikale Lagerliftsysteme können auf geringer Grundfläche bis zu 20 Meter hoch gebaut werden und erlauben eine automatisierte Kommissionierung mit Hilfe von Robotern. Ein weiterer Vorteil der modularen Lösung ist ihre Skalierbarkeit.
Fazit: Die Effizienz der Reifenproduktion lässt sich durch eine weitgehende Automatisierung der Intralogistik noch erheblich steigern. Kompakte, hochdynamische und platzsparende Lösungen lassen sich in der Regel in bestehende Produktionsanlagen integrieren. Großes Einsparungspotenzial bieten die Zwischenlagerung von Reifenrohlingen sowie das Lagern von Fertigwaren im Warenausgang.
Vorteile einer Automatisierung im Vergleich zum manuellen Prozess:
- Flächengewinnung für zusätzliche Produktionsmaschinen
- Garantierte und hohe Prozessqualität
- Verringerter Personalaufwand
- Transparenz und Datensicherheit